© Förderverein Bücker-Museum Rangsdorf e.V.

Neues Leben für eine schweizer Schönheit

Am 20. Mai 2001 startete eine Bücker Bü 131 B „Jungmann“ auf dem Hornberg zu ihrem neuen Erstflug nach einer langen und aufwendigen Restaurierung. Die jetzt als D-EMHD registrierte Maschine hat einen wechselhaften Lebenslauf hinter sich und ist weit herumgekommen. Sie ist eine der wenigen Bü 131, die noch mit ihrem originalen Hirth-Motor fliegen. Auch die bekannte gelbe schweizer Militärbemalung wurde sorgfältig rekonstruiert.

Der 20. Mai 2001 war ein traumhaft schöner Tag auf dem traditionsreichen Segelflugplatz auf der Ostalb bei Schwäbisch Gmünd. Ein strahlend blauer Himmel und reger Segelflugbetrieb bildeten den Hintergrund für die letzten Vorbereitungen zum neuen Jungfernflug einer wunderschön restaurierten Bücker Jungmann. Nach einer kurzen Morgenwäsche, um den inzwischen überall angesammelten Blütenstaub zu entfernen, einem ausführlichen Check und einem Fototermin ließ Hans Hörber (52), Werkstattleiter der Segelflugschule auf dem Hornberg, den Hirth-Motor warmlaufen.

Um 10.45 Uhr hob die Bü 131 von der Startbahn ab und war nach vielen Jahren endlich wieder in ihrem Element. Nach einigen Platzrunden und Überflügen für die Freunde und Fotografen ging Hörber dann auf Kurs nach Villingen-Schwennigen. Dort wartete der Prüfer für die endgültige Abnahme.
Über eineinhalb Jahre und mehr als 2000 Arbeitsstunden hatten Hörber und seine Helfer für die Grundüberholung der Bü 131 verbracht, um sie möglichst originalgetreu wieder herzustellen. Ein großer Teil der Arbeiten erfolgte in Waldstetten, wo die Fliegergruppe unter der Leitung von Ulrich Krieg viele Stunden an der Maschine in der Werkstatt verbrachten.
Die Bücker wurde komplett zerlegt und alle Teile geprüft. Für die neue Bespannung wurde aus Gewichtsgründen Ceconite verwendet, aber das war dann auch die größte Abweichung bei einer Restaurierung, die sehr großen Wert auf Originaltreue legte. So besteht zum Beispiel die Instrumentierung fast vollständig aus den in der schweizer Ersatzteilliste genannten Geräten. Die bisher in dieser Maschine nicht vorhandenen Funkgeräte sind diskret neben dem Pilotensitz versteckt.

Das Fliegermuseum in Dübendorf war sehr hilfsbereit und lieferte unter anderem Muster für die richtigen Farbtöne. Weitere Informationen, vor allem für die Details der zum Teil noch anzubringenden Beschriftungen, stellte der Flugzeug-Enthusiast Hans Dittes zur Verfügung, der eine weitere, aber unrestaurierte schweizer Bü 131 im Originalzustand besitzt.
Eigentümer der wunderschönen Bücker „Jungmann“ D-EMHD ist Thomas Eichner (44), ein Betriebswirt aus dem Raum Stuttgart. Seine Liebe zu diesem klassischen Oldtimer entsprang gewissermaßen einem früheren kleineren Mangel an luftfahrthistorischer Fachkenntnis, der zu einer netten Anekdote führte.

Als er vor über 10 Jahren sein Sprechfunkzeugnis für den Pilotenschein machte, sollte jeder Teilnehmer des Kurses sich ein Kennzeichen und einen Flugzeugtyp für die Übungen auswählen. Eichner blätterte in einer Luftfahrtzeitschrift und stieß auf ein Bild einer Bücker Jungmann. Die Bildunterschrift lautete in etwa: „Dahlemer Binz: D-EEVV“.
So nannte Eichner schließlich als Kennzeichen D-EEVV und als Flugzeugtyp „Dahlemer Binz“, was im Kurs noch einige Zeit für Heiterkeit sorgte, denn das bezeichnete eigentlich einen Flugplatz. Einige Jahre später stand die D-EEVV, eine spanische Bü 131 mit modernem Boxermotor, dann tatsächlich zum Verkauf, aber die Preisvorstellung war Eichner, dem inzwischen der Jungmann zum Lieblingsflugzeug geworden war, doch etwas zu hoch.

Schließlich lernte er auf einem der Oldtimertreffen auf der Hahnweide den Flugzeug-Enthusiasten Hans Dittes kennen, der mehrere Bücker in seiner Sammlung hatte, darunter die Bü 131 B, D-EMHD. Eichner war begeistert, aber Dittes wollte sich von seinem Schmuckstück zunächst nicht trennen. Nach vielen Kontakten, Anfragen und Gesprächen ließ sich Dittes dann 1994 schließlich doch erweichen und verkaufte die Maschine. Thomas Eichner hatte sein Traumflugzeug gefunden.
Dieser Bücker Jungmann mit der Werknummer 23 stammt aus der Lizenzproduktion von Dornier in Altenrhein für die schweizerische Flugwaffe, welche die Maschine am 27.5.1938 mit dem Kennzeichen A-14 in Dienst gestellt hat. Nach vielen Jahren im Übungsbetrieb gehörte diese Bü 131 dann zu einem Los von 10 Maschinen dieses Typs, die 1960 ausgemustert und an den Aero Club der Schweiz für eine zivile Nutzung abgegeben wurde.
Ab dem 22.Juni 1960 lautete die Zulassung jetzt HB-USL, welche die Maschine bis zur Löschung nach einem Bruch am 24.9.1969 getragen hat. Danach ging es in die USA, wo die Bücker in Phoenix/Arizona neu aufgebaut wurde und dann wieder mit schweizer Militärlackierung und der Zulassung N131BJ flog. Nun hatte sie eine teilweise neue Instrumentierung und auch eine neue Bespannung, die jedoch nicht ganz korrekt vernäht war, wie sich später zeigte.
1989 erwarb schließlich Hans Dittes die Maschine, holte sie nach Deutschland und ließ sie als D-EMHD registrieren. Auf einigen Flugtagen war er damit zu Gast, ehe er sie schließlich an Thomas Eichner verkaufte.

Als späterer Standort der Maschine ist der Flugplatz Heubach vorgesehen. Nach den ersten Flügen sind noch kleinere Ergänzungen an der Bemalung durchzuführen. So müssen noch einige der Wartungs- und Bedienungsbeschriftungen an Rumpf und Flächen angebracht werden. Weil computergenerierte Buchstaben zu perfekt aussehen, will Werkstattleiter Hans Hörber Lackierschablonen von Hand anfertigen, damit die Buchstaben auch wie beim Original etwas ungleichmäßig wirken.
Im Fall von Triebwerksproblemen steht ein weiterer Hirth HM 504 als Austausch zur Verfügung. Dieser praktisch neuwertige Motor wurde 1940 nach Ungarn geliefert und ist seitdem nicht mehr gelaufen.

Der Verfasser bedankt sich insbesondere bei Thomas Eichner, Hans Hörber und Werner Baier (Pilot des Fotoflugzeuges) für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Artikels und wünscht für die Flüge mit der Bücker allzeit „Hals- und Beinbruch“.

Peter W. Cohausz, Plüderhausen


Hiermit sagen wir als Verein herzlichen Dank an Herr Cohausz und Herr Eichner für die Bereitstellung der Daten und Fotos.

Quellennachweis:
AMF Dübendorf „Die Flugzeuge der schweizerischen Fliegertruppe seit 1914“ (1975)
Cockpit 5/1984 „Bücker Jungmann“
Erwin König „Die Bückers“ (1979)
Erwin König „Die Bücker-Flugzeuge“ (1987)

Alle Fotos stammen vom Verfasser, soweit nicht anders angegeben.

... und hier alle Fotos in der Übersicht: BÜ 131 Galerie

 


 

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